Österreichische Sprüche: Herzlich, frech und ehrlich

Österreichische Sprüche sind mehr als nur Worte. Sie sind ein Stück gelebte Kultur. In ihnen stecken der ganze Charme, Witz und die Lebensklugheit der Alpenrepublik. Ob liebevoll, spitzbübisch oder tiefsinnig, österreichische Sprichwörter, Redewendungen und Weisheiten verraten viel über Mentalität, Humor und Alltagsphilosophie der Österreicher. Wer sie versteht, versteht auch ein Stück Österreich.

Der Schmäh als österreichische Lebensart

„Der Schmäh rennt“ – das hört man in Österreich oft. Und tatsächlich ist der Schmäh weit mehr als nur Humor. Er ist eine Lebenseinstellung: charmant, leicht ironisch, manchmal ein bisserl frech, aber nie bösartig. Der Schmäh verbindet Menschen im Wirtshaus, in der Straßenbahn oder beim Heurigen. Diese besondere Art, Dinge mit einem Augenzwinkern – oder besser: einem Schmäh – zu sagen, ist typisch österreichisch.

Der Unterschied zwischen Humor und Ironie liegt im Ton: Beim Schmäh geht’s ums Herz. Man lacht miteinander, nicht übereinander. Genau das macht viele österreichische Sprüche so sympathisch: Sie sind ehrlich, herzlich und immer ein bisschen schelmisch.

Anstecker mit verschiedenen österreichischen Ausdrücken auf Lederhose.

35 typische österreichische Sprichwörter, Redewendungen und Weisheiten

Ob beim Jausnen, im Stau auf der Tangente oder oben auf der Alm: In Österreich fliegen Sprüche schneller als der Kaffee serviert wird. Sie kommentieren jede Situation vom peinlichen Missgeschick bis zum großen Glück und bringen das Leben mit einem einzigen Satz auf den Punkt. Hier findest du eine kleine Auswahl der beliebtesten Mundart-Sprüche, die dir in Österreich früher oder später garantiert um die Ohren fliegen.

Du beidlst aum Watschnbam

Zu Deutsch: Du fängst dir gleich eine Ohrfeige
Kurz gesagt: Noch ein frecher Spruch und es scheppert. Die Geduld des Gegenübers rutscht schon in den roten Bereich.

Des is ghupft wie ghatscht

Zu Deutsch: Das ist gehüpft wie gesprungen
Ein typisch österreichischer Kommentar, wenn bei verschiedenen Optionen am Ende dasselbe rauskommt. Es ist also komplett egal.

Fesch

Zu Deutsch: Hübsch, attraktiv oder schick
Ein Allround-Kompliment aus Österreich mit dem alles gemeintsein kann: von „gut angezogen“ bis „zum Verlieben“. Wenn jemand „fesch“ ist, passt einfach das Gesamtpaket.

Wer lang sudert wird net pudert

Zu Deutsch: Wer lange jammert, wird nicht belohnt
Ein charmant-raunziger Hinweis aus Österreich, dass Dauerjammern selten zum Ziel führt. Wer stattdessen anpackt, hat bessere Chancen. Denn fürs Sudern gibt’s höchstens ein Mitleidsschnaufen, aber sicher keinen Zuckerguss.

Sich ausgehn

Zu Deutsch: sich ausgehen, klappen, funktionieren, zeitlich oder finanziell passen
In Österreich „geht sich“ alles Mögliche aus – Termine, Budgets oder auch das letzte Stück Sacher-Torte. Wenn’s sich nicht ausgeht, dann hilft nur noch ein tiefes Seufzen oder ein Plan B… meistens beides.

Bist deppad

Zu Deutsch: Bist du verrückt, unglaublich, im Ernst
Das ist in Österreich weniger Beleidigung als vielmehr ein staunender Ausruf – von positiv überrascht bis völlig fassungslos ist alles drin. Je nach Tonfall heißt es entweder „Wow!“ oder „Sag mal, hackt’s?!“.

Nur kane Wön

Zu Deutsch: Nur keine Aufregung
Ein klassisch österreichischer Beruhigungssatz – gern gesagt, wenn eigentlich schon alle Nerven blank liegen. Das Ironie-Level ist dabei oft sehr hoch: Meistens ist genau dann etwas los, aber man tut halt lässig.

A geh, scheiß di ned au

Zu Deutsch: Ach komm, stell dich nicht so an
Ein liebevoll-derber Klassiker, wenn jemand wegen Kleinigkeiten komplett überreagiert. Im Subtext steckt meist ein Schulterklopfen und die Hoffnung, dass der andere gleich wieder runterkommt.

Ge scheissn

Zu Deutsch: Geh weg, lass mich in Ruhe, hör auf damit
Der österreichische Universal-Ausdruck für „Ich hab genug“. Kurz, kräftig und eindeutig:Gespräch beendet.

Wos da Baua ned kennt, frisst a ned

Zu Deutsch: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht
Ein liebevoller Seitenhieb auf alle, die Neuem skeptisch gegenüberstehen – besonders beim Essen. In Österreich gilt: Unbekanntes am Teller? Da wird erst mal kritisch geschaut, bevor man sich traut.

Schaun ma mal

Zu Deutsch: Schauen wir mal
Der inoffizielle österreichische Lebensmodus: abwarten, Tee trinken und schauen, was passiert. Oft heißt es eigentlich „Nein“ – aber halt auf die höflichste und entspannteste Art.

Gemma strawanzn

Zu Deutsch: Lass uns herumstreunen, spazieren gehen, ziellos herumbummeln
Ein perfekter Spruch für alle, die ohne Plan durchs Leben schlendern möchten. Dabei entdeckt man oft mehr als geplant – denn beim „Strawanzn“ liegt der Spaß genau im Ziellosen.

Aufgwärmt is nua a Gulasch guat

Zu Deutsch: Aufgewärmt ist nur ein Gulasch gut
Ein herrlich treffender Satz, wenn es um alte Beziehungen oder längst erledigte Themen geht. Denn während Gulasch beim zweiten Aufwärmen sogar besser schmeckt, gilt das für Ex Beziehungen eher selten – da hilft auch kein Paprikapulver mehr.

Liaba a lockare Schnolln, ois a feste Bindung

Zu Deutsch: Lieber eine lockere Affäre als eine feste Beziehung
Ein Spruch für alle, die sich ungern estnageln lassen weder emotional noch organisatorisch. Klingt frech, meint aber oft nur: Freiheit ist halt manchmal attraktiver als großer Beziehungsklimbim.

Hawara

Zu Deutsch: Freund, Kumpel, Kerl
Ein vielseitiges Wort, das je nach Tonfall sowohl herzlich als auch leicht schimpfend sein kann. Ein echter Hawara ist meist ein Liebhaber oder ein Geliebter.

Des pock i ned

Zu Deutsch: Das schaffe ich nicht, das halte ich nicht aus, das packe ich nicht
Ein ehrlicher österreichischer Gefühlsausruf, wenn etwas einfach zu viel wird – körperlich, geistig oder emotional. Übersetzt heißt es meistens: „Stopp, ich bin offiziell am Limit!“

Liaba in Mogn verrenken, ois in Wirt wos schenken

Zu Deutsch: Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt etwas schenken
Dieser Spruch beschreibt perfekt den österreichischen Sparstolz: Wenn das Schnitzel bestellt wurde, wird es aufgegessen. Egal, wie viel Platz noch im Bauch ist, Verschwendung geht gar nicht.

Leiwand

Zu Deutsch: Super, großartig, fantastisch, toll
Das wohl österreichischste Kompliment – kurz, kraftvoll und universell einsetzbar. Wenn etwas „leiwand“ ist, gibt’s eigentlich nichts mehr zu diskutieren: Top-Level-Zustimmung.

Budl di ned auf

Zu Deutsch: Reg dich nicht künstlich auf, tu nicht so wichtig
Ein Hinweis, dass jemand gerade mehr Drama macht, als notwendig wäre. Frei übersetzt: „Runter vom hohen Ross!“

Do spüt d’Musi

Zu Deutsch: Hier spielt die Musik
Das sagt man, wenn an einem bestimmten Ort gerade was los ist – Stimmung, Action oder einfach gute Gesellschaft. Wer woanders steht, steht halt buchstäblich „am Holzweg“. Es heißt auch: „Das ist wichtig! Hör zu!“

Oida

Zu Deutsch: Alter
Das österreichische Multitool der Sprache: Je nach Betonung kann es Begeisterung, Genervtheit oder grenzenlose Verwunderung ausdrücken. Ein Wort, tausend Emotionen.

Bis zum Heirat‘n wird‘s wieder guat

Zu Deutsch: Bis zur Hochzeit wird es wieder gut
Der österreichische Trostspruch Nummer eins, wenn man sich verletzt, blamiert oder sonst etwas schiefgeht. Kurz gesagt: Es ist halb so schlimm und bis du heiratest, ist es garantiert verheilt beziehungsweise vergessen.

Schee bled is a bled

Zu Deutsch: Schön blöd ist auch blöd
Eine elegante Art zu sagen: „Dumm bleibt dumm, auch wenn’s hübsch verpackt ist.“ Perfekt, wenn jemand etwas besonders charmant, aber trotzdem komplett unlogisch gemacht hat.

Strizi

Zu Deutsch: Gauner, Lausbub, Schlitzohr
Ein Strizi ist selten wirklich gefährlich – eher jemand, der Flausen im Kopf hat und sich charmant durchs Leben schummelt. Ein kleiner Schelm eben, der Ärger macht und trotzdem alle Herzen gewinnt.

Bis ana reat

Zu Deutsch: Bis einer weint
Der Klassiker für Situationen, in denen zwei sich gegenseitig hochschaukeln – sei’s beim Blödsinnmachen, Streiten oder Albern-Sein. Am Ende gibt’s meistens Drama und einer zieht garantiert den Kürzeren.

Knopp danem is a beim Nochboan

Zu Deutsch: Knapp daneben ist auch beim Nachbarn
Ein wunderbarer Spruch für Situationen, in denen jemand etwas fast geschafft hat – aber eben nur fast. Bedeutet: „Sorry, knapp vorbei ist immer noch vorbei… und hilft jetzt leider auch nix.“

Wüde Henn

Zu Deutsch: Wilde Henne
So nennt man jemand, der völlig überdreht, wild drauflosredet oder herumwirbelt wie ein kleiner Tornado. Charmant-chaotisch, aber definitiv nicht langweilig.

Wer fü pforzt, der braucht kann Oazt

Zu Deutsch: Wer viel pupst, braucht keinen Arzt
Ein herrlicher Bauernspruch, der meint: Wenn der Bauch arbeitet, ist man grundsätzlich gesund. Meist auch ein Versuch sich für Blähungen zu entschuldigen.

Heast

Zu Deutsch: Hör zu, hey du, sag mal
Das österreichische Einstiegswort für so ziemlich jede Gemütslage: vom freundlichen Ansprechen bis zum genervten „Jetzt reicht’s aber“. Ein „Heast“ kann alles sein.

Host mi

Zu Deutsch: Hast du mich verstanden, kapierst du’s
Der perfekte Satz, wenn man sicherstellen will, dass die Message angekommen ist. Notfalls auch mit hochgezogener Augenbraue. Wenn die Antwort „Jo eh“ lautet, passt’s.

Hackn

Zu Deutsch: Arbeiten, schuften
Wenn ein Österreicher sagt, er muss „hackn“, meint er meistens richtig anpacken. Nichts für zarte Gemüter, da fließt eher Schweiß als Prosecco.

Gratis is nur da Tod und der kosts Leben

Zu Deutsch: Gratis ist nur der Tod und der kostet das Leben
Der österreichische Realismus in Reinform: Nichts im Leben gibt’s umsonst, irgendwas zahlt man immer. Ein Spruch, der gleichzeitig schmunzeln und seufzen lässt.

Zach

Zu Deutsch: Zäh, mühsam, anstrengend
Egal ob ein Arbeitstag, ein Gespräch oder ein Kater, wenn’s „zach“ ist, zieht es sich endlos und macht null Spaß. Ein Wort, das schon beim Aussprechen schlaucht.

Zefix

Zu Deutsch: Verflixt, zum Teufel, Mist
Der österreichische Fluch-Klassiker – kraftvoll, kurz und ohne großes Herumreden. Perfekt, wenn etwas schiefgeht und man es einfach´rauslassen muss.

Von Wien bis Vorarlberg: Österreichs Dialekte und ihre Vielfalt

So abwechslungsreich wie die Berge und Seen Österreichs sind, so bunt klingen auch die Dialekte quer durchs Land. Jede Region hat ihre eigene Sprachmelodie und ihre ganz eigenen Weisheiten und Wortkreationen.

In der Steiermark sind die Sprüche bodenständig und direkt, oft mit einem herzlichen Schmunzler im Subtext. Dort klingt selbst eine Beschwerde so, als hätte sie sich kurz vorher noch eine Kernölmassage gegönnt – geerdet, ehrlich und manchmal überraschend philosophisch.

In Tirol und Vorarlberg trifft Dialekt auf Gipfelluft. Die Sprüche dort haben etwas Uriges, Naturverbundenes – wie Bergweisheiten, die über Generationen weitergegeben wurden. Zwischen Kühen, Kehren und Kaiserwetter entsteht eine Sprache, die ebenso scharf wie charmant ist.

Und in Wien? Da regiert der Schmäh. Ein charmant-sarkastischer Mix aus Herz, Grant und liebevoller Übertreibung. Hier wird mehr gefrotzelt als gesprochen, jeder Satz kommt mit einem Augenzwinkern und selbst der Grant hat Stil.

Österreichische Sprüche als Spiegel der Kultur

Österreichische Redewendungen und ihre Bedeutung zeigen, wie eng Sprache und Lebensgefühl miteinander verwoben sind. In ihnen steckt Gelassenheit,
Lebensfreude und dieses feine Gespür für Zwischentöne
, das die Alpenrepublik so einmalig macht. Viele dieser Sprüche sind herrlich humorvoll, andere fast poetisch und alle bringen sie das Leben mit wenigen Worten erstaunlich präzise auf den Punkt.

Und wer einmal in dieses Sprachgefühl eintaucht, merkt schnell, dass gleich nebenan ebenfalls ein Schatz an Mundart wartet – die bayerischen Sprüche. Ähnlich herzlich, ähnlich derb, aber mit ganz eigener Note. Perfekt, um die Reise durch den südlichen Sprachraum fortzusetzen.